Ab dem Sommer 2014 rollt in Brasilien der Ball. Dann nämlich wird am südamerikanischen Zuckerhut der neue Fussballweltmeister ausgespielt. Die Veranstalter des Turniers befinden jedoch seit einigen Monaten in der Kritik. Die ihnen vorgeworfenen Verletzungen der Menschenrechte stehen zudem zur Auswahl des Public Eye Awards.

Der Public Eye Award – mit negativem Beispiel voran

Der am 23. Januar 2014 zu überreichende Preis gilt weniger als Auszeichnung für grosse Leistungen. Ihn erhält vielmehr nur, wer sich gegenüber den Menschenrechten, der Umwelt oder weiterer globaler Anliegen versündigt. Zur Wahl stehen aktuell unter anderem der russische Energiekonzern Gazprom, das deutsche Technologieunternehmen BASF sowie die FIFA. Letztgenannte bildet den Dachverband aller weltweiten Fussballorganisationen, Verbände und Vereine. Sie gestaltet zudem die Weltmeisterschaft, ist in die Planung der Stadien involviert und somit auch – direkt oder indirekt – an allen Missständen beteiligt, die rund um die neuen Superarenen festgestellt werden und bei denen die Verletzung der Menschenwürde im Verdacht steht.

Zwangsvertreibungen vor der Weltmeisterschaft?

Es sind gleich mehrere Gründe, die zur Nominierung des in Zürich ansässigen Dachverbandes führen. Hauptsächlich kritisieren die Juroren aber das Vorgehen der FIFA, Hunderttausende Menschen aus ihren Häusern und damit ebenso aus ihrer Heimat vertrieben zu haben, indem die modernen Sportstätten für das Turnier errichtet wurden. Aber auch der Infrastruktur, die gerade in den Millionenstädten wie Rio de Janeiro saniert wurde, fielen ganze Strassenzüge zum Opfer. Wo die ehemaligen Bewohner künftig unterkommen sollen, darauf hat die Internationale Föderation des Verbandsfussballs bislang keine Antwort geben können. An Ausweichwohnungen oder zumindest temporäre Notlösungen hat sie indes nicht gedacht.

Unter menschenunwürdigen Bedingungen

Aber nicht alleine die Organisation des Wettkampfes um den rollenden Ball löst Unverständnis aus. Immer häufiger werden Meldungen bekannt, wonach selbst beim Bau der Stadien für die Weltmeisterschaft nicht alleine eine Vielzahl an Sicherheitsmassnahmen missachtet wird, sondern die Arbeiter dort auch in entwürdigenden Verhältnissen angestellt sind. Erst vor wenigen Tagen stürzte an der neuen Arena in Sao Paulo ein Kran in sich zusammen – es starben zwei Menschen. Sie sind aber nicht die einzigen Personen, die den desolaten Arbeits- und Lebensumständen rund um die Rasenplätze zum Opfer fielen. Die auf den Baustellen gemeldeten Krankheiten, Verletzungen und Unfälle mehren sich.

Die FIFA verhält sich ruhig

Bislang gibt es aus den Reihen des Weltverbandes nur selten einmal kritische Töne an den Vorgängen in Brasilien. So mag es noch legitim sein, sich in die dortige nationale Politik nicht einmischen zu wollen. Dennoch entsteht der Verdacht, die FIFA würde wenige Monate vor dem Turnier keine negativen Schlagzeilen befeuern. Damit verdient sie die Nominierung für den Public Eye Award. Diese sowie eine eventuelle Übergabe des Preises sollte die Dachorganisation aber als Anlass nehmen, die Verletzungen der Menschenrechte in Brasilien objektiver zu betrachten und daraus ihre Schlüsse zu ziehen. Noch ist genug Zeit, die unwürdigen Praktiken zu beenden.