In jungen Jahren bestand für einen aufstrebenden Unternehmer der Software-Branche der Sinn des Lebens hauptsächlich darin, User rund um den Globus mit einem funktionstüchtigen Betriebssystem auszustatten. In der zweiten Lebenshälfte wandelt sich Microsoft-Titan Bill Gates mit seiner Foundation zum Philanthropen. Eigentlich eine schöne Metamorphose, doch werden auch immer wieder kritische Stimmen laut.
Eine Idee nimmt ordentlich Fahrt auf
Es ist nicht das erste und bestimmt nicht das letzte Mal, dass ein kommerziell erfolgreicher Mensch wie Bill Gates seine Lebensphilosophie durch eine wohltätige Stiftung neu definiert. Da ist zum einen der Wunsch, etwas vom Lebensglück zurückzugeben, zum anderen scheint es der ureigenste Wunsch des Menschen, bedeutende Spuren im Sandstrand der Geschichte zu hinterlassen. Bereits im Jahr 1997 setzen Bill und Melinda Gates mit der Gründung der Gates Library Foundation und eingebrachten 200 Millionen US-Dollar den Grundstein für das Wohltätigkeits-Monument. Das Paar hatte sich zum Ziel gemacht, alle US-amerikanischen Bibliotheken mit einem kostenlosen Internetzugang auszustatten. Dabei spielten natürlich Erfahrungen im Bereich Microsoft eine tragende Rolle. Doch im gleichen Jahr reist Bill Gates nach Indien und verabreicht Kindern den Impfstoff gegen Poliomyelitis (Kinderlähmung) mittels Schluckimpfung.
Die Stiftungsschwerpunkte werden neu definiert
Während sich die ursprüngliche Hilfe auf die Vereinigten Staaten konzentrierte, machte das Ehepaar Gates zunehmend Bekanntschaft mit dem Leid aus aller Welt. Millionen Kinder, denen eine einfache medizinische Behandlung vorenthalten blieb und deshalb sterben mussten. Im Jahr des Millenniums wird dann die William H. Gates Foundation (bisher von Bill Gates Vater geführt) mit der Gates Learning Foundation zusammengeführt und geht seither in der Bill & Melinda Gates Foundation auf (Stiftungskapital: 36,4 Milliarden US-Dollar; Stand: 31.12.2012). Das US-Bildungsprogramm ist da längst abgeschlossen, da 99 % aller öffentlichen Büchereien durch Computer und Schulungen Zugang zum Internet haben. Die Foundation hält hier nicht inne und weitet die Bibliotheksarbeit rund um den Globus aus. Es fällt auf, dass die Foundation ihre Themenschwerpunkte gleichermaßen in der Bildung als auch in der Pharmazeutik sieht. Denn allein im Jahr 2005 werden Förderleistungen in Höhe von 258 Millionen US-Dollar für die Entwicklung eines Malaria-Impfstoffs, für neue Medikamente und innovative Lösungen für die Mückenbekämpfung angekündigt. Auch der Kampf gegen Poliomyelitis setzt sich bis heute fort.
Quo vadis – wohin führt der Weg?
Gerade in puncto Malaria-Bekämpfung wurden auch kritische Stimmen laut. Denn das Motto: „Eine Pille wird’s schon richten“, trifft gerade beim Malaria-Erreger (oft) nicht zu. Die Erreger entwickeln schon nach relativ kurzer Zeit eine Resistenz gegen neue Medikamente. So haben alternative Methoden wie Moskitonetze, Brutstättenvernichtung und die Verbesserung der Kliniken zur Soforthilfe dazu geführt, dass die Sterblichkeitsrate in Eritrea in den letzten Jahren wesentlich gesenkt werden konnte. Lediglich auf Medikamente zu setzen, würde bedeuten, diese vermehrt und in immer schnellerer Abfolge zu verabreichen. Kritische Stimmen gibt es auch in Bezug auf die Foundation-Umsetzung der „Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika“. Bill Gates und seine Frau Melinda machen mit der Foundation als Großaktionär an dem Saatgut- und Herbizidproduzenten Monsanto kein Geheimnis aus ihrer Nähe zu genveränderten Lebensmitteln. Wohin führt dieser Weg? Laut dem „African Centre for Biosafety“ besteht die Gefahr, dass traditionelles Wissen und kostenloser Tausch von Saatgut verloren gehen. Monsanto, der einst als Herbizidhersteller für das in Vietnam eingesetzte „Agent Orange“ sorgte und heute als Gensaat-Monopolist gilt, steht zusehends in der Kritik, Bauern in die Saatgutabhängigkeit zu treiben. Einen Verlierer gibt es jetzt schon. Sollte das „Monsanto-Saatgutkonzept-Indien“ zur Regel werden und weltweit aufgehen, stehen uns düstere (Ernte-)Zeiten bevor. Gerne würden wir dann das Elend gegen einen simplen Computervirus tauschen.